Führung aus der Ferne

Der Abteilungsleiter hat seinen Dienstsitz in Berlin, seine Abteilung teilt sich auf drei verschiedene Standorte auf. Vor ca. 20 Jahren war dieses Szenario vielleicht noch relativ selten, inzwischen stellen wir immer häufiger ähnliche Führungskonstellationen fest.

Spricht man mit den Mitarbeitern, dann erhält man Aussagen in zwei Richtungen: angenehm, weil man seine Arbeit weitestgehend ungestört vom Vorgesetzten nachkommen kann; ärgerlich, weil man wenig Informationen erhält und die Abstimmung aufwändig ist.

Spricht man mit den Vorgesetzten, dann stellt man fest, dass sie sich aufreiben zwischen den Standorten. Sie sind bestrebt, präsent zu sein, nutzen exzessiv die Medien und sind viel in Bahn, Auto oder Flugzeug unterwegs.

Führung aus der Ferne kann nur funktionieren, wenn im Team wirkliche Eigenständigkeit besteht. Ein Team, deren Leistungen von Kontrolle und enge Steuerung abhängig sind, wird die Abwesenheit des Vorgesetzten nutzen, um die Arbeit schleifen zu lassen. Das geht stellenweise ganz schleichend. Aber es passiert.

Was unterscheidet aber „wirkliche Eigenständigkeit“ von „in Ruhe gelassen werden“? Die Antwort: die Mitarbeiter kennen und akzeptieren ihre Verantwortung, nehmen sie wahr. Sie erbringen ihre Leistung unabhängig vom Vorgesetzten. Eine Vision? Ja – aber sie ist realisierbar.