Digitalisierung, oder: Wo sind all die Indianer hin?

Digitalisierung wird oft verbunden mit der Verlagerung der arbeitsreichen Wirklichkeit in virtuelle Formen und Prozesse. Da braucht es auch die physische Präsenz am Arbeitsplatz immer weniger.

Schon heute operieren Bereiche von Kunden mit mehr als 20% sogenannter Heim- oder Telearbeitsplätze. Technisch ginge viel mehr, billiger käme es auch, aber man traut der Sache wohl nicht so recht, wieso? Gehen Sie heute in Büroetagen einschlägiger Gewerbeparks, so stellen Sie nicht selten eine merkwürdige Leere fest. „Na ja, eigentlich brauchen wir das hier gar nicht mehr“ war der lapidare Kommentar eines Verantwortlichen.

Ach ja, beim Besuchstermin in der leeren Etage drehte sich alles um Führungsfragen. Manager, mit denen man einmal die Woche telefoniert, Vertriebsstrukturen, die verstreut im Land agieren mit Führungskräften, die hinterherreisen. Sachbearbeitung und Sekretariatsleistungen, die „irgendwo“ stattfinden können. Die Kontrolle glaubt man noch einigermaßen im Griff zu haben, weil man mit Zahlen führt. Eigentlich sind aber alle nicht so recht zufrieden.

Unser heutiges Instrumentarium der Führung ist für solche Arbeitsformen nicht mehr zeitgemäß. Neue Formen sind noch nicht ausreichend entwickelt, man behilft sich mit Skype und gelegentlichen Treffen in Hotels. Aufgaben und Inhalte der Führung bleiben, aber die Umsetzung wird sich verändern müssen. Orientierung, Identifikation, Zusammenwirken, Bewertung und Steuerung brauchen zeitgemäße, veränderte Formen. Sonst könnte die zweite Zeile des alten Pur Songs ziehen: Wann verlor das große Ziel den Sinn?