Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust

Dieses Zitat aus Goethes Faust bringt ein Dilemma vieler Führungskräfte auf den Punkt: Soll ich mich bei der Entwicklung meiner Mitarbeiter nach dem Anspruch orientieren, der sich aus den Unternehmenszielen ableiten lässt – oder soll ich mich nach dem Können und Wollen des Mitarbeiters orientieren und meinen Anspruch reduzieren?

Diese Diskussion führe ich immer wieder mit Führungskräften. Wie gerne würden sie sich nach dem Anspruch richten und die Mitarbeiter entsprechend fördern und fordern (die eine Seele). Aber sie stoßen dann regelmäßig auf Hürden: das Können und Wollen des Mitarbeiters. Wenn die Führungskraft dann der Meinung ist, „schon alles versucht zu haben“, dann bleibt ihm nichts anderes übrig, als der zweiten Seele zähneknirschend nachzukommen und seinen Anspruch an die Möglichkeiten seiner Mannschaft anzupassen.

Fragt man aber Führungskräfte, was sie tatsächlich getan haben, dann ist die Antwort eher ernüchternd. Die Entwicklung von Mitarbeitern ist ein echtes Handwerk. Es gibt Instrumente. Es gibt bewährte Systematiken. Man muss sich nur ausführlich damit beschäftigen – und auch etwas psychologisch denken. Es geht um Menschen, die entwickelt werden sollen. Das ist eine psychologische Fragestellung. Also sollten Führungskräfte auch entsprechend vorgehen – auch wenn sie der Psychologie distanziert gegenüberstehen.

Führungskräfte, die ihr Entwicklungs-Handwerk beherrschen, brauchen sich keine Gedanken über „die zwei Seelen“ zu machen, denn sie verfolgen konsequent den Anspruch.