Warum denkt ein Querdenker eigentlich so quer?

Was bewegt Menschen in dieser Corona-verrückten Zeit dazu, sich den zahlreichen Verschwörungstheorien anzuschließen, auf den Straßen zu demonstrieren und ‚fast‘ den Reichstag in Berlin zu stürmen?

Meine Antwort dazu: Es liegt an der mangelnden Ambiguitätstoleranz ((lat. ambiguitas „Mehrdeutigkeit“, und tolerare „erdulden“), auch als Ungewissheitstoleranz bezeichnet. Damit ist die Fähigkeit gemeint, mehrdeutige Situationen oder Informationen und widersprüchliche Handlungsweisen wahrzunehmen, ohne darauf aggressiv zu reagieren, oder diese einseitig zu bewerten. Ein Extrem der Ambiguitätsintoleranz ist das Schwarz-Weiß-Denken.

Ein ungewissheitsintoleranter Mensch fühlt sich psychisch ziemlich unwohl, wenn die Situation ungewiss oder unsicher ist. Die Lösung ist Vereinfachung: ‚Bill Gates oder der Chinese hat uns diesen Schnupfen hier beschert und nun werden wir alle überwacht‘. Oder so ähnlich.

Das Gegenteil machen Menschen, die sich aus einer Haltung des Nicht-Wissens auf die Lösung von Problemen einlassen. Das gibt mehr Raum, was in dem Fall das Gegenteil von geistiger Enge ist. Nicht-Wissen heißt: Ich weiß auch nicht was richtig ist. Auf dieser Ebene der Schau-Logik, wie der amerik. Philosoph Ken Wilber es beschrieben hat, werden andere Perspektiven berücksichtigt bei Wahrung des eigenen Wertekosmos. Das kann als Haltung in diesen Zeiten hilfreich sein, wir haben dadurch mehr Abstand zu den Turbulenzen.

Ambiguitätstoleranz ist übrigens auch eine prima Führungskompetenz.

Autor:  Beate Rahn

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